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Digitaler Schlüsselkompetenz den Weg ebnen

Vier rheinhessische Gebietskörperschaften, Volkshochschulen sowie
Industrie- und Handelskammer bieten Zertifikatslehrgang an

Von Jochen Werner

MAINZ-BINGEN/ALZEY-WORMS. Der Weg durch den Dschungel ist für viele schier
undurchdringlich. Im realen wie im digitalen Leben. Schlüsselkompetenzen sind
notwendig, um sich zurechtzufinden. Die Zeit analoger Telefone und
Rechenmaschinen ist vorüber. Endgültig. Die vier rheinhessischen
Gebietskörperschaften wollen gemeinsam mit der IHK als ausgesuchtem Partner in
einem Zertifikatslehrgang den digitalen Dschungel schlagen, Steine wegräumen und
den Einstieg in die digitale Welt freimachen. Niederschwellig, mit einer
vorhergehenden Feststellung der Kompetenzen und mit integrierter
Bildungsberatung im digitalen Bereich.

Die Landkreise Mainz-Bingen und Alzey-Worms sowie die beiden Städte Mainz und
Worms, dazu die Volkshochschulen der Landkreise, die der Städte Mainz, Worms
und Bingen: Sie alle haben sich das gemeinsame Ziel gesetzt, das bereits auf dem
Regionaltag Rheinhessen im Oktober 2018 unter den Schwerpunktthemen Mobilität
und Digitalisierung diskutiert wurde. „Digitale Schlüsselkompetenzen“ ist der Name
des Kindes, das ab November an zwei Standorten in Rheinhessen laufen lernt. Im
Februar 2021 kommt mit Mainz Nummer drei hinzu. Angesprochen sind Berufstätige
und Wieder- oder Seiteneinsteiger, auch Zuwanderer, die sich der digitalen Welt
stellen, auf der Höhe der Zeit bleiben wollen, sollen oder müssen.
„Es steckt ganz viel Rheinhessen und ganz viel Engagement der Volkshochschulen
drin“, sagte Landrätin Dorothea Schäfer zur Begrüßung im Ingelheimer
Kreistagssaal, wurde vom Alzeyer Kollegen Heiko Sippel bestätigt: „In Rheinhessen
kooperieren wir immer mehr.“ Die Volkshochschulen konnten nach Meinung beider
gerade in der Corona-Zeit beweisen, dass sie mit ihren Angeboten für die Arbeitswelt
alles andere als verstaubt, sondern besonders im Verbund mit der IHK ein Beleg für
den starken Wirtschaftsstandort Rheinhessen sind.

Die Menschen auf das „wahrscheinlich spannendste und größte Thema unserer Zeit,
das die Gesellschaft geradezu umpflügt“, vorbereiten, liege in der DNA der VHS,
betonte Michael Ebling. Der Mainzer Oberbürgermeister sah, dass großes
Veränderungspotenzial den Alltag erreicht hat, sprach von einem „unumkehrbaren
Megatrend“, für den ein Generalschlüssel unbedingt vermittelt werden müsse. Sein
Hinweis an das Land: Eine Lehrerfortbildung ist unbedingt notwendig. Denn, betonte
der Wormser Beigeordnete Waldemar Herder: „Wichtig ist, dass alle Menschen
mitgenommen werden, und dass wir vermitteln, dass digitale Bildung auch Spaß
machen und mit Leichtigkeit einhergehen kann.“ Lust auf Weiterbildung statt Angst
vor Unbekanntem ist ein wichtiges Schlagwort.

Bingens OB Thomas Feser wurde deutlicher: „Wir erfinden das Rad nicht neu, haben
auch vor Corona viel gemacht“, sagte er und appellierte eindrücklich an die
Landesregierung, die im Digitalpakt des Bundes bereitgestellten Millionen aufzurufen
und damit verschiedene Maßnahmen umzusetzen. Dem schloss sich IHKGeschäftsführer Günter Jertz an. Die Digitalisierung, durch die sich rund 70 Prozent
der Unternehmer große Chancen erwarteten, sei zentrale Aufgabe der
Landesregierung, betonte Jertz. Explizit sah Feser die Telekom in der Pflicht, für eine
bessere Infrastruktur zu sorgen.

Der IHK-Zertifikatslehrgang besteht aus sechs Modulen. Behandelt werden in
insgesamt 60 Unterrichtsstunden Grundlagen digitaler Transformation, Themen der
Kommunikation auf digitaler Ebene, die Verarbeitung von Daten, die Erstellung von
Inhalten, Problemlösungen und Fragen der Sicherheit im Netz. In der Kursgebühr
von 850 Euro ist die Abschlusspräsentation drin. Die soll als eigenes Projekt das
Arbeitsfeld beinhalten, wird mit den Dozenten und Experten der IHK sowie der
Lerngruppe durchdiskutiert. Digitales Lernen gleichsetzen mit Grundkompetenzen
wie Lesen und Schreiben. So weit reicht der Ansatz. Auch deshalb lassen sich
Bildungsgutscheine einbeziehen. „Wir gehen davon aus, dass uns vor allem Firmen
ansprechen“, erklärte Agnes Denschlag, Geschäftsführerin der VHS Worms,
gegenüber dieser Zeitung. Wo die Kurse im November starten, wird von den
Anmeldezahlen abhängig gemacht. Einer wird entweder in Bingen oder an der Kreis-
VHS Mainz-Bingen laufen, ein anderer in Worms beziehungsweise im südlichen
Rheinhessen.



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